Ärztenetz Spessart eG
Ärztenetz Spessart eG
Gesundheitsnetze sind kein Selbstzweck
Bereits im November 2005 trafen sich erstmals niedergelassene Ärzte aus der hessischen Kurstadt Bad Orb und der Umgebung, um ihre gemeinsamen Interessen zu artikulieren und sich v. a. für die freiberufliche Ausübung ihres Berufes stark zu machen. Hintergrund war u. a. die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) durch die kommunalen Krankenhäuser.
Seit 2009 firmiert das Ärztenetz als eingetragene Genossenschaft, der derzeit 47 Mitglieder angehören. Geleitet wird das Ärztenetz von einem ehrenamtlichen Vorstand, der vom Aufsichtsrat berufen wird. Mit dem Netzmanagement wurde die Fröhlich Management GmbH beauftragt, die eine Geschäftsstelle zur Erledigung der administrativen Aufgaben unterhält.
Einzugsgebiet der Ärztenetz Spessart eG ist der Main-Kinzig-Kreis – ohne die Stadt Hanau, mit insgesamt mehr als 300 000 Einwohnern, gelegen zwischen Frankfurt und Fulda, die Kreisstadt ist Gelnhausen.
Nach anfänglichen Vorbehalten sind sich die Genossenschaftsmitglieder inzwischen einig, dass nur in enger Kooperation aller an der medizinischen Versorgung im Main-Kinzig-Kreis Beteiligter die medizinische Versorgung auch in Zukunft gewährleistet werden kann. Besondere Probleme sind in diesem Zusammenhang der Hausarztmangel, aber zunehmend auch der Facharztmangel v. a. im ländlichen Bereich. Hierdurch haben Patienten teilweise große Schwierigkeiten, überhaupt noch einen Hausarzt zu finden.
Es wird auch immer schwieriger für Patienten zeitnah Termine bei Fachärzten zu erhalten. „Diese Herausforderung sind wir intensiv und erfolgreich angegangen“, erklärt dazu der Allgemeinmediziner Dr. Ulrich Dehmer aus Bad Orb. Aber auch das Kennenlernen der Ärzte im Kreis untereinander, über die Fachgrenzen hinweg, schaffte Vertrauen und erleichtert die tägliche Arbeit.
„Wir erwarten uns ein weiter steigendes Interesse der Kollegen, sich unserem Netz anzuschließen. Auch und gerade weil die tägliche Arbeit stetig zunimmt, und manchem kaum noch Raum für andere Aktivitäten lässt, brauchen wir eine lokale ärztliche Interessengemeinschaft“, ergänzt der Chirurg Dr. Eberhard Wetzel, ebenfalls im Vorstand.
Dazu trägt u. a. das erfolgreiche Projekt „interne Netztermine“ bei. Damit werden den Patienten innerhalb des Netzes ein verbesserter Service und schnellere Termine beim Facharzt geboten. Das Projekt trägt außerdem zur verbindlichen Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten bei“, sagte der HNO-Facharzt Dr. Norbert Staab, Aufsichtsratsvorsitzender der eG.
Erste Erfolge verzeichnete das Ärztenetz durch die gute Zusammenarbeit mit den Main-Kinzig-Kliniken sowie dem Hausärzteverband, bei der Weiterbildung zur Allgemeinmedizin, in der bereits elf junge angehende Hausärzte weitergebildet werden. Dies gilt als ein wichtiger Baustein, um den drohenden Hausärztemangel auf dem Land abzumildern.
Sorgen bereitet jedoch die bisher fehlende Finanzierung aller Ärztenetze durch Dritte. „Es kann auf Dauer nicht das Ziel sein, dass sich eine Genossenschaft selbst finanziert und die ‚Dividende‘, also den Nutzen, die anderen haben“ ist man sich einig. „Wir haben seit fünf Jahren die Anschubfinanzierung selbst gestemmt, brauchen künftig aber eine verlässliche Förderung von außen“, so die beiden Vorstände Dr. Dehmer und Dr. Wetzel. „In Frage kommen hier außer der öffentlichen Hand, also Land oder Landkreis, insbesondere die Kassenärztliche Vereinigung Hessen.
Der Bundesgesetzgeber, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Gesetzliche Krankenversicherung haben mit dem § 87 b Abs. 4 SGGB V jedenfalls inzwischen den Rahmen für eine finanzielle Netzförderung geschaffen. Jetzt kommt es auf die Umsetzung durch die regionale Kassenärztliche Vereinigung an. Das Ärztenetz erfüllt die erwarteten Qualitätskriterien.
In einem nächsten Schritt will das Ärztenetz über die eigene Berufsgruppe hinaus mit anderen Professionen, wie der Pflege oder Therapeuten, stärker kooperieren. „Wir müssen uns mehr interdisziplinär aufstellen und über die traditionellen Sektorengrenzen hinaus aktiv werden“, betont Edmund Fröhlich, der mit dem Netzmanagement beauftragt ist. Nur so kann in den nächsten Jahren der demographische Wandel auch bei der Gesundheitsversorgung auf dem Land gemeistert werden.
Außerdem sind das die Voraussetzungen, um eine finanzielle Förderung von außen zu erhalten, sei es von der KV oder der öffentlichen Hand. Im Kern der Überlegungen steht hierbei die bereits etablierte Weiterbildung für angehende Allgemeinmediziner. „Gesundheitsnetze sind kein Selbstzweck, sondern sie sollen einen Mehrwert bieten“, blickt der Netzmanager Edmund Fröhlich in die Zukunft, „und zwar für die Leistungserbringer, die Kostenträger und insbesondere für die qualitative Versorgung der Bürgerinnen und Bürger“.
Da passt es gut, dass der Gesundheitstag, den das Ärztenetz am 17. Mai 2014 bereits zum 5. Mal organisiert, die Überschrift trägt „Wir entwickeln das Gesundheitsnetz weiter“ und das Motto lautet „Von der Prävention zur Therapie“. Teilnehmen werden neben niedergelassenen Ärzten, Akut- und Rehakliniken auch Pflegeeinrichtungen und Selbsthilfegruppen, sowohl mit Infoständen als auch mit Fachvorträgen.
Ärztenetz Spessart eG
Würzburgerstr. 7, 63619 Bad Orb,
Fon: 06052 30 98 68,
Fax 06052 30 98 69
Vorstand: Dr. med. Ulrich Dehmer,
Dr. med. Eberhard Wetzel,
Aufsichtsratsvorsitzender:
Dr. med. Norbert Staab.
Netzmanagement:
Fröhlich Management GmbH
Fördergelder für den Ausbau des Gesundheitsnetzes
Fördergelder für den Auf- und Ausbau eines regionalen Gesundheitsnetzes in Höhe von 100 000 Euro hat der Main-Kinzig-Kreis erhalten – als eine von wenigen ausgewählten Modellregionen in Hessen. Um die finanzielle Unterstützung hatte sich das Ärztenetz Spessart gemeinsam mit den Main-Kinzig-Kliniken und dem Main-Kinzig-Kreis beim Hessischen Sozialministerium beworben. Die finanzielle Förderung wird für einen Zeitraum von zwei Jahren gewährt.
In dieser Zeit wollen die Projektpartner übergreifende Kooperationen zwischen verschiedenen Leistungserbringern auf den Weg bringen und erweitern. So soll etwa bis Ende 2014 ein Konzept erstellt werden, wie die hausärztliche allgemeinmedizinische Versorgung in den ländlichen Gemeinden gewährleistet werden kann. Hier können die Akteure an ein erfolgreiches Projekt anknüpfen, das die Kreiskliniken und das Ärztenetz Spessart in Zusammenarbeit mit dem Hausärzteverband bereits seit vier Jahren praktizieren.
Zurzeit befinden sich neun Ärztinnen und Ärzte in der Verbundweiterbildung zur Allgemeinmedizin. Diesen Erfolg gilt es zu verstetigen, damit möglichst viele junge Ärzte im Landkreis bleiben und sich auch im ländlichen Bereich niederlassen.
Neben der Weiterbildung zu Allgemeinmedizinern sollen die gezielte, interdisziplinäre Fortbildung und Kooperationsförderung der Gesundheitsberufe der Region vorangetrieben werden. Diese orientiert sich insbesondere an chronischen Krankheitsbildern wie Hypertonie, Diabetes oder Demenz.
Fest steht: Im Main-Kinzig-Kreis übernehmen verschiedene Akteure aus dem Gesundheitswesen seit Jahren partnerschaftlich Verantwortung für den Erhalt der wohnortnahen medizinischen Versorgung.
Künftig besteht die wohl wichtigste Aufgabe in einer adäquaten, sektorenüber-greifenden Versorgung von chronisch und mehrfach erkrankten Patienten.
Um die Gesundheit der Menschen auf einem besonders hohen Niveau zu erhalten, müssen eine Reihe von Veränderungen in den Bereichen der Gesundheitsförderung, Prävention und insbesondere im Versorgungsbereich angestoßen werden.
Ziel ist dabei, den Gesundheitsstatus der Bürgerinnen und Bürger auf hohem Niveau zu erhalten und zu verbessern. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sollen auch die Themen Pflege und Rehabilitation, etwa durch interdisziplinäre Fortbildungen, besonders berücksichtig werden.Zur Umsetzung des Modellprojektes ist auf Kreisebene eine Lenkungsgruppe eingerichtet worden, der zwei Bürgermeister sowie je ein Vertreter der Krankenhäuser und des Ärztenetzes angehören. Die Projektleitung liegt in den Händen des Leiters des Gesundheitsamtes.
Das Ärztenetz ist mit dem Projektmanagement betraut worden. Geplant sind zudem kommunale Gesundheitskonferenzen und diverse Arbeitsgruppen – immer unter dem übergeordneten Ziel, das Gesundheitsnetz der Region noch enger zu knüpfen, um allen Bürgern wohnortnah und zukunftsfest eine qualitativ hochwertige gesundheitliche Versorgung zu gewährleisten.